Vor 80 Jahren Reichspogromnacht in Bochum

Am 9. November 2018 jährte sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal. In einer Zeit mit zunehmendem rechten Gedankengut haben angehende Verwaltungsfachangestellte der Städte Bochum, Herne und Hattingen an diesen Tag mit einer Ausstellung erinnert.

Gemeinsam mit weiteren Auszubildenden (Medizinische Fachangestellte, Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und Sozialversicherungsfachangestellte) wurde diese erstellt.
Schon in den ersten Tagen der Ausstellung sind viele Schülerinnen und Schüler des Klaus-Steilmann-Berufskollegs erschienen, um den Opfern dieser grausamen Nacht und der gesamten NS-Zeit zu gedenken.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 geschah Schreckliches… Synagogen, Gebetsräume und weitere jüdische Versammlungsstätten brannten. Jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe wurden zerstört. Juden wurden getötet oder in den Suizid getrieben. Etwa 30.000 Juden wurden in den darauf folgenden Tagen in Konzentrationslager verschleppt, wo Hunderte von ihnen in kürzester Zeit ihr Leben verloren.

Es war der von den Nationalsozialisten lückenlos geplante Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden bis zu ihrer systematischen Verfolgung. All dies geschah nicht irgendwo… Es geschah auch hier in Bochum.

Die Eröffnungsrede zur Ausstellung hielt der Historiker Dr. Hubert Schneider, der sich für den Erhalt der jüdischen Spuren und der Erinnerung an die Juden in Bochum schon über Jahrzehnte engagiert. Er hat zahlreiche Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. Unter Anderem „Die ‚Entjudung‘ des Wohnraums – ‚Judenhäuser‘ in Bochum“. Sein jüngstes Werk ist „Das Tagebuch der Susi Schmerler: Zeugnis der Flucht einer jüdischen Familie aus Bochum“. In seiner Rede hat Dr. Schneider die Ereignisse vom 09. November 1938 in Bochum und Wattenscheid nachdrücklich geschildert.

In diesem Schuljahr haben sich die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Bildungsgänge mit dem Thema „Opfer der Shoa in Bochum und Wattenscheid“ auseinandergesetzt. Das Thema wurde mit der jeweiligen räumlichen Nähe und dem spezifischen Berufsbezug näher beleuchtet.
In der Umsetzung der Thematik hat sich z. B. der Bildungsgang „Medizinische Fachangestellte“ darüber informiert, inwieweit jüdische Ärzte an ihrer Berufsausübung behindert wurden. Auch der Bildungsgang „Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte“ bearbeitete das Thema mit Blick auf die jüdischen Juristen in Bochum und Wattenscheid. Die Auszubildenden der Verwaltung haben erforscht, welche Erlasse und Gesetze Handlungsgrundlage für die Beamten der Stadtverwaltung waren. Die Sozialversicherungsfachangestellten stellten zusammen, wie jüdischen Beitragszahlern die Leistungen der Sozialversicherungen entzogen wurden.

Die Ereignisse wurden in den Räumen des Klaus-Steilmann-Berufskollegs als Plakat-Ausstellung gezeigt und durch weitere Plakate ergänzt, die uns freundlicherweise der Landgerichtspräsident Herr Kemner und der Bochumer Anwaltsverein, vertreten durch den Vorsitzenden Herrn Widder, zur Verfügung gestellt haben.

Herr Zimmer, Seelsorger in der JVA „Krümmede“ in Bochum, unterstützte das einjährige Berufsschul-Projekt mit der von ihm erstellten Plakat-Reihe „Opfer der NS-Justiz in der Krümmede“.

Schweigen heißt häufig vergessen und so war es wieder an der Zeit, jüngere Menschen für dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte zu sensibilisieren. Projektleiterin Daniela Arndt und viele engagierte Schülerinnen und Schüler haben großen Wert darauf gelegt, die Geschehnisse in Bezug zu den Berufen der Auszubildenden und vor allem zu Bochum zu setzen, da das Thema vielen nach wie vor ziemlich fern ist und oft nur allgemein vermittelt wird. Deshalb haben sich die Projektbeteiligten auch mit Einzelschicksalen und mit bedeutenden Orten der NS-Zeit in Bochum und der Umgebung auseinandergesetzt.

Bei Bedarf kann die Ausstellung auch ausgeliehen werden, um noch weiteren Interessierten die Möglichkeit zu geben, die Geschehnisse in einen Zusammenhang mit ihrem Wohnort zu setzen.

Fotos: Thorsten Seifert (ÖA), Volker Müller (BG-Leiter VFA)

Text: Kimberly Brendiek (Herne), Sandra Wolf (Hattingen), Patrick Kionczyk (Bochum), Verwaltungsfachangestellte, VO3