
Sprachliche und soziale Orientierung für Geflüchtete und Asylbewerber mit LieLa
Am Klaus-Steilmann-Berufskolleg werden Lehrerinnen und Lehrer zu Multiplikatoren des neuen Sprachlernkonzeptes „LieLa“ ausgebildet. Ziel der in Liechtenstein entwickelten Sprachkurse nach der Methode „Neues Lernen“ ist es, Geflüchtete und Asylbewerber in ihren speziellen Lebenssituationen zu unterstützen. Sie erhalten Wissen zur Erstorientierung, verbunden mit den dazu notwendigen Deutschkenntnissen.
Volkan Ismail lernt Deutsch im Eiltempo – zusammen mit 17 weiteren Jugendlichen in der Aula des Klaus-Steilmann-Berufskollegs in Wattenscheid. Im Fokus stehen aber nicht nur Volkan und seine Mitschülerinnen und Mitschüler sondern auch 20 Lehrerinnen und Lehrer Bochumer Schulen. „In diesem Kurs trainieren wir die angehenden Trainer“, sagt Arno Brändle, einer der Autoren und Trainer von Liechtenstein Languages – kurz LieLa.
Schirmherr von LieLa ist Prinz Stefan von und zu Liechtenstein, der am Besuchertag den ganzen Tag über den Kurs begleitet.
Das Sprachlernprogramm LieLA wurde an vielen Standorten erprobt und wird erfolgreich eingesetzt z.B. von Flüchtlingseinrichtungen in Essen, dem Malteser Hilfsdienst oder der Stadt Altena im Sauerland, in der jeder Flüchtling auf diese Weise Deutsch lernt. Eric Weik, der Hauptgeschäftsführer der IHK Bochum, hatte die Idee das LieLa Sprachlernen an die örtlichen Schulen zu bringen – und damit später Menschen in Arbeit. Die Stadt Bochum hat 25.000€ aus Integrationsmitteln investiert und so das Multiplikatorentraining an unserer Schule möglich gemacht. Neben den 16- bis 18-jährigen aus Syrien, Afghanistan, Afrika, Griechenland und dem Irak nehmen als Beobachter und Co-Trainer auch 20 Lehrerinnen und Lehrer aus neun Bochumer Gesamtschulen, Berufskollegs und Gymnasien teil, um die Lehrmethode wiederum weitergeben zu können.
Die Methode „Neues Lernen“ setzt den Schwerpunkt auf eine schnelle erste Sprechfähigkeit der Kursteilnehmer. Das im Fürstentum entwickelte System lehrt das reine Sprechen, vermittelt einen Basis-Wortschatz für Behörden, Medizin, Verwaltung, Straße, Supermarkt und nebenbei kulturelle Gepflogenheiten, die das Ankommen im neuen Lebensumfeld vereinfachen.
600 Alltagswörter in zwei Wochen. Gelernt wird spielerisch und körperlich. Das Konzept bezieht die rechte, emotionale Gehirnhälfte systematisch in das Sprachlernprogramm mit ein. Deshalb wird viel gespielt, gesungen, gerappt, Theater gespielt, Vokabeln werden dekodiert, also jeweils mit einer Bewegung verknüpft.
Volkan Ismail heißt jetzt jeden Morgen „Michael Gruber“, Mitschülerin Amina Alhaj hört während des Kursprogramms auf den Namen „Eva Rauch“. Der Rollenwechsel ist ein Element die Teilnehmer zu schützen, ihnen den Einstieg zu vereinfachen, Scheu und vielleicht auch kulturell gebotene Zurückhaltung beim Lernen abzulegen. Ebenso zum Konzept gehört das Prinzip „dass Fehler nicht gemacht werden können“. Voraussetzung dafür: Ein vertrauensvoller Umgang zwischen Trainern und Lernenden. „Dieser Ansatz kommt uns entgegen“, sagen Tina Joswig und Verena Hinz vom Klaus-Steilmann-Berufskolleg. „Wir arbeiten mit den Schülerinnen und Schülern der Internationalen Förderklassen ähnlich“. Tina Joswig, die das LieLa-Training der Sprachlerner und eben auch das Training der Trainer am Berufskolleg in Wattenscheid mit ihrer Kollegin Verena Hinz organisiert und betreut, ist selber auch Teilnehmerin und schätzt an LieLa vor allem, dass Schüler und Lehrer auf der Beziehungsebene zusammenarbeiten.
Nach zwei Wochen Sprachlerntraining am Vormittag mit den Sprachlernen und weiterem Multiplikatorentraining am Nachmittag ist am Klaus-Steilmann-Berufskolleg eine turbulente und intensive Zeit der Zusammenarbeit zu Ende gegangen. „Die Leute“, hatte Albrecht Landskron, ein LieLa-Trainer angekündigt „lachen drei Stunden lang.“ Meistens war das tatsächlich so. Dass das Programm ein Erfolg ist, darin waren sich die Teilnehmer einig. Zur Weiterarbeit mit dem LieLa-Programm sind alle Teilnehmer mit einem original LieLa-Methodenkoffer, in dem alle erprobten Unterrichtsmaterialien zu finden sind, ausgestattet worden. „Neues Lernen braucht auch die Bereitschaft es umzusetzen“, formuliert Tina Joswig. Da dies Schulleiter Andreas Zimmermann ebenso sieht, wird der Sprachlernkurs direkt um eine weitere Woche verlängert, so dass die beiden neu ausgebildeten LieLa-Trainerinnen vom Klaus-Steilmann-Berufskolleg das Gelernte mit viel Spaß direkt anwenden können.
KJ
23.02.017