Wider das Vergessen – Jüdisches Leben in Bochum

Projekt Begräbniskultur erhält Preis im Dr. Otto-Ruer-Wettbewerb 2020

Dem Freundeskreis der Bochumer Synagoge liegt es ganz besonders am Herzen, die junge Generation zu informieren und für das Ziel der Verbindung der Religionen und Kulturen zu motivieren. Dazu gehört Wissen und Verstehen der Geschichte wie auch der Gegenwart.

Daher wird seit einigen Jahren der Schüler*innenwettbewerb des Dr. Otto-Ruer-Preis durchgeführt und jährlich werden die herausragenden Beiträge dieses Wettbewerbs ausgezeichnet.

Unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Herrn Eiskirch, der Stadt Herne, Herrn Duda und der Stadt Hattingen, Herrn Glaser, erfreut sich der Wettbewerb jährlich steigender Beliebtheit.

Projektleiterin Daniela Arndt und engagierte Schülerinnen und Schüler der VBO (Verwaltungsfachangestellte) haben sich im Herbst 2020 mit der jüdischen Begräbniskultur beschäftigt und einen sehenswerten Film dazu erstellt. Der Filmbeitrag der VBO ist auf der Homepage des Freundeskreises der Bochumer Synagoge verfügbar.

Mit diesem Projektergebnis erreichte die Klasse den 5. Platz von 25 eingereichten Projekten im renommierten Dr. Otto Ruer-Wettbewerb des Bochumer Freundeskreises der Synagoge Bochum-Hattingen-Witten.

Nun konnte Herwig Niggeman, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Freundeskreises und bekannter Bochumer Unternehmer und Wirtschaftsförderer, endlich den Preis in Form eines Geldgeschenkes für die Klassenkasse in Höhe von 200 Euro persönlich überreichen. Die Corona-Pandemie hatte dies lange verhindert.

Unter der Schirmherrrschaft der Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Herrn Eiskirch, der Stadt Herne, Herrn Duda und der Stadt Hattingen, Herrn Glaser, veranstaltet der Freundeskreis der Synagoge jedes Jahr einen Schüler*innenwettbewerb.

Die Oberstufe der Verwaltungsfachangestellten der Städte Bochum, Herne und Hattingen hatte sich im Rahmen des Projektes „Alt werden und sterben“ auch mit den Hintergründen der jüdischen Bestattungskultur befasst. Daher besuchten die Schüler*innen den jüdischen Friedhof im Stadtteil Wiemelhausen. In einer umfangreichen Recherche wurden für den Film Informationen gesammelt, um in dem Film, von der Entstehung des Friedhofes ausgehend, über die Zeit des Nationalsozialismus, bis zur heutigen Nutzung, die Entwicklung darstellen zu können.

Christliche Gräber können nach Ablauf der Ruhezeit eingeebnet werden. Für jüdische Gräber ist diese Praxis streng verboten. Jedes Grab bleibt für die Ewigkeit bestehen. Auch der Grabstein wird nicht entfernt. Im Nationalsozialismus wurde dieses religiöse Verständnis bewusst verletzt. Hinweise dafür finden sich in Wiemelhausen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema knüpft an eine mittlerweile beständige Projektreihe des Klaus-Steilmann-Berufskollegs an, die den Nationalsozialismus und seine Gräueltaten im Bewusstsein der Schulgemeinde bewahren möchte, um die Zukunft besser gestalten zu können.

Ausgehend von einer Plakatausstellung zum historischen Ereignis ‚80 Jahre Reichspogromnacht‘ war der Film nun der erneute Versuch, jüdisches Leben in Bochum sichtbar zu machen.

So zitierte Herwig Niggemann aus der Laudatio zur Preisverleihung:

„Ein sehr ungewöhnlicher Film über jüdische Bestattungskultur, einfühlsame Bildaufnahmen, insgesamt eine originelle Idee, die gut umgesetzt wurde und die preiswürdig erschien.“

„Junge Menschen müssen sich treffen und austauschen, nur dann verschwinden Vorurteile und Hass“, lautete sein eindringliches Credo. Der Freundeskreis der Bochumer Synagoge werde dies in Zukunft jedenfalls weiter fördern.

Schulleiter Andreas Zimmermann und der stellvertretende Schulleiter Knud Rosenboom versprachen, sich weiter für dieses Ziel einzusetzen und Schüler*innenaustausche zu ermöglichen.

Nicole Eckhard, Tim Wember, Levi Meyer und Johann Kehl (alle Stadt Herne) als Abordnung der VBO waren sich jedenfalls einig, dass dieses Projekt nicht nur lehrreich, sondern auch berührend gewesen sei und nachdenklich gemacht habe.

Der Preis von 200 Euro soll nach dem Willen der Klasse, aufgestockt durch Spenden einzelner Lehrkräfte und des Fördervereins des KSBK, der Arbeit eines israelischen SOS-Kinderdorfes zukommen. Diese Auszubildenden haben nicht nur ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, sondern auch Herz und Sozialkompetenz gezeigt. Abteilungsleiter Volker Müller zeigte sich sichtlich stolz über dieses Verhalten der jungen Generation, der man doch so oft Egoismus nachsagt.

Vielen Dank für das tolle Engagement sagt das Klaus-Steilmann-Berufskolleg!

 

Fotos: Jan Segatz

Text: Öffentlichkeitsarbeit KSBK